Donnerstag, 17. Mai 2012

Steuert das europäische Prestige-Projekt Nabucco auf sein Ende zu?

Logo Nabucco Gas Pipeline International GmbH

Nun dämmert allmählich, dass die Gaspipeline "Nabucco" ein Milliardengrab werden könnte. Schon Verdis Oper "Nabucco" verbreitete die Hoffnung, dass der Mensch belehr- und bekehrbar sei. 


Was ist Nabucco? Das ist (oder schon "war") für die europäische Politik eine Gasleitung über die Türkei nach Aserbeidschan, die zwar die Sicherheit der Energieversorgung Europas gewährleisten  und die Ab hängigkeit von Russland verringern sollte, für ein Europa zu dem die Türkei aber nicht gehören darf.
Selbst die EU-Kommission sieht das Scheitern der Gaspipline vom Kaspischen Meer zur ÖMV als eine der möglichen Realitäten. Das ehrgeizige Projekt, die ursprünglich bis zu 3900 Kilometer lange Leitung von Aserbaidschan durch die Türkei, Griechenland, Bulgarien und Rumänien nach Österreich solltean die acht Milliarden Euro kosten und wollte zwischen 25 und 31 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr transportieren.

Belehr- und bekehrbar. Mittlerweile droht das Aus. Die Kosten werden nun nämlich auf das Doppelte geschätzt, die ungarischen Partner will wegen der hohen Kosten aus dem Projekt aussteigen und keine Zahlungen mehr leisten, der Energiekonzern RWE geht ebenso bereits "vorsichtig auf Distanz". Die Kritiker des Projekts argumentieren auch, dass die Leitung überdimensioniert sei, weil aus dem neuen Erdgasfeld Shah Deniz II im Kaspischen Meer nur gut zehn Milliarden Kubikmeter jährlich zur Verfügung stünden und das projektierte Exportvolumen nicht erreicht werde.

Nabucco-West. Das von der EU besonders geförderte Projekt ist mittlerweie auf eine "Nabucco-West" zusammengekürzt worden.  Nabucco war freilich von Anbeginn ein hinkendes politisches Projekt, eine Gasleitung über die Türkei, die zwar die Sicherheit der Energieversorgung Europas gewährleisten soll, zu dem aber die Türkei nicht gehören darf. Das West-Konzept sieht nun die Errichtung einer nur noch 1300 km langen Pipeline von der bulgarisch-türkischen Grenze bis zum Central European Gas Hub bei der OMV (Baumgarten in Niederösterreich) vor. Hintergrund der Entscheiduung scheint, dass der aserbaidschanische Konzern SOCAR der türkische BOTAS - werden eine eigene Pipeline bauen, die auf den Namen TANAP getauft wurde. Sie wird das kaspische Gas an die europäischen Grenzen der Türkei liefern. Das ursptüngliche Jahrhundertprojekt "Gasbrücke zwischen Asien und Europa" reduziert sich mehr und mehr auf ein regionales Projekt. Die Hoffnungen auf Gasverträge mit Aserbeidschan scheinen sich nicht zu erfüllen und Alternative Turkmenien hat sich eben auch erledigt. Das Land baut eben zwei Pipelines nach China. Energiekommissar Oettinger baut mittlerweile gar auf Gas aus dem Irak!



Konkurrenz South Stream. Während Nabucco noch immer an der West-Lösung herumdoktert erklärt Russland seinem Konkurrenz-Projekt zur Lieferung seines Erdgases nach Europa "South Stream" Priorität und soll dieses bereits 2015 lieferbereit sein, Nabucco kann dies erst für 2018 ankündigen.

Konkurrenz China. Zudem fehlen für das Projekt noch immer die Vertragspartner. Die am 16. Mai 2012 von der Betreibergesellschaft Nabucco veröffentlichte Presseaussendung "Nabucco Konsortium legt Shah Deniz II Konsortium Angebot für 'Nabucco-West'" fehlt nicht ein defaitistischer Zug: "Wir sind überzeugt, dass wir dem Shah Deniz II Konsortium ein wettbewerbsfähiges und umfassendes Angebot  vorgelegt haben, dass sowohl für unsere Anteilseigner, als auch für  die Gasproduzenten eine Win-Win-Situation darstellt". Sicherheit hört sich anders an.


Das Projekt, welches die Europäische Union von der Gasversorgung durch Russland unabhängig machen sollte, ist von den Konkurrenten immer scheel beobachtet worden und wurde ihm von diesen zu keiner Zeit eine Überlebenschance attestiert. Deutlich wird dies in dem von dem Radioprogramm "Stimme Russlands" ausgestrahlten Stellungnahme von Gennadij Schma, dem  Präsidenten des Bundes der Gas-und Ölindustriellen Russlands:

"Nabucco ist kein wirtschaftlicher sondern ein politischer Beschluss. Es hat keine Ressourcenbasis und das ist das Hauptproblem. Die Hoffnungen, dass das Gas aus Aserbaidschan kommen wird, haben sich nicht bestätigt. Die zweite Variante ist Turkmenien. Doch im Laufe der Abstimmung des Projekts, hat Turkmenien zwei Gaspipelines nach China gebaut und baut bereits eine dritte. Die pragmatischen Deutschen schauen, ob man an einem Projekt teilnehmen muss, da vielleicht nie realisiert wird und wenn es realisiert wird, dann wird es weniger effektiv sein, als die russischen Projekte."

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