Mittwoch, 8. Februar 2012

EU Kids Online: Aktive Auseinandersetzung statt Verbote - Children’s Internet Safety

Handlungsempfehlungen zum sicheren und kompetenten Umgang mit dem Internet

Auf der Grundlage einer repräsentativen Studie zur Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen in 25 europäischen Ländern veröffentlichte der Forschungsverbund EU Kids Online Handlungsempfehlungen zum Thema Sicherheit und Risikobewusstsein im Internet.

Die Befunde zeigen, dass europäische Kinder in immer jüngerem Alter mit der Internetnutzung beginnen und dass die Onlinenutzung zunehmend mobiler wird und sich damit der elterlichen Kontrolle mehr und mehr entzieht. Dadurch wächst der Druck auf Entscheidungsträger in Politik und Bildungsinstitutionen.

Der jetzt veröffentlichte Bericht gibt Handlungsempfehlungen, wie Kinder auf einen angemessenen und produktiven Umgang mit dem Internet vorbereitet und zugleich vor Risiken wie z.B. Bullying, Pornographie oder dem Kontakt zu Fremden geschützt werden können.

Schlussfolgerungen von EU-Kids. Eltern sollten sich aktiv mit der Onlinenutzung ihrer Kinder auseinandersetzen, indem sie mit ihnen über das Internet sprechen und ab und zu dabeibleiben, wenn ihr Kind online ist. Anders als Verbote verringert die aktive Auseinandersetzung mit der Internetnutzung das Risiko belastender Erfahrungen, ohne gleichzeitig die mit dem Internet verbundenen positiven Erfahrungen zu behindern. Dies ist eine der Schlussfolgerungen eines neuen Berichts des europaweiten Forschungsverbunds EU Kids Online, der zum Safer Internet Day 2012 (7. Februar) veröffentlicht wurde.

Der Bericht untersucht die Strategien, mit denen Eltern die Internetnutzung ihrer Kinder begleiten und unterstützen, und zeigt, welche dieser Strategien die Wahrscheinlichkeit negativer und belastender Erfahrungen mit dem Internet verringern. Die Studie basiert auf Interviews mit 25 000 Kindern zwischen neun und 16 Jahren und ihren Eltern in 25 europäischen Ländern. Der Forschungsverbund EU Kids Online wird von der London School of Economics and Political Science (LSE) koordiniert, deutscher Partner in diesem Verbund ist das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg.

1.1 Aktive Eltern – kompetente und weniger gefährdete Kinder. Die aktive Auseinandersetzung von Eltern mit der Internetnutzung ihrer Kinder – zum Beispiel gemeinsame Online-Aktivitäten oder die Ermutigung des Kindes, selbstständig mit dem Internet umgehen zu lernen und dabei in der Nähe zu bleiben – geht mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit einher, dass Kinder mit Online-Risiken konfrontiert werden. Jüngere Kinder, deren Eltern die Internetnutzung häufiger aktiv begleiten, machen auch etwas seltener belastende Erfahrungen, etwa im Zusammenhang mit Cyber-Mobbing oder sexuellen Nachrichten, obwohl sie das Internet ebenso vielfältig nutzen wie andere Kinder.

Auch restriktive Maßnahmen – das Blockieren bestimmter Webseiten oder Verbote, Fotos oder andere Informationen hochzuladen – scheinen ein effizientes Mittel zu sein, um das Risiko zu reduzieren, negative Erfahrungen zu machen. Da aber diese Strategie die Internetnutzung der Kinder stark einschränkt, führt sie zugleich dazu, dass die positiven Möglichkeiten des Internets im Sinne von Lernen, Kommunikation und Spaß nicht ausgeschöpft werden und sich bei den Kindern auch weniger Internetkompetenz entwickelt.

1.2 Onlinerisiken verringern, ohne positive Erfahrungsmöglichkeiten zu beschneiden.  Professor Sonia Livingstone (LSE), die das EU Kids Online-Projekt leitet, betont: „Mit Kindern über das Internet zu sprechen, sie zu ermutigen, es selbstständig zu erkunden, und für den Fall negativer Erlebnisse in der Nähe zu bleiben, sind die Maßnahmen, mit denen Eltern am ehesten die Onlinerisiken verringern können, ohne die positiven Erfahrungsmöglichkeiten zu beschneiden. Die Daten zeigen, dass es die Kinder begrüßen, wenn sich ihre Eltern für ihre Internetnutzung interessieren und ihnen auch ein gewisses Vertrauen entgegenbringen, dass sie mit dem Internet kompetent umgehen können.

Auf der anderen Seite gibt es auch Eltern, die sich kaum um die Internetnutzung ihrer Kinder – auch von jüngeren Kindern – kümmern. Entsprechend wünschen sich einige Kinder von ihren Eltern mehr Interesse an und eine aktivere Auseinandersetzung mit dem Thema. Es sollte eine vordringliche Aufgabe für die Politik sein, gerade diese Eltern auf die möglichen Risiken der Onlinenutzung aufmerksam zu machen und ihnen Informationen und Hilfestellungen für wirksame Erziehungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.”

1.3 Unterschiedliche Erziehungsstile in Europa.  Wie die Autorin des Berichts, Andrea Dürager (Universität Salzburg), betont, unterscheiden sich die europäischen Länder zum Teil erheblich in den elterlichen Erziehungsmaßnahmen. Während zum Beispiel in der Türkei restriktive Maßnahmen sehr häufig und aktive Formen der Auseinandersetzung selten sind, ist dies in den skandinavischen Ländern umgekehrt. Deutsche Eltern greifen vergleichsweise oft zu restriktiven Maßnahmen, setzen sich jedoch auch überdurchschnittlich oft aktiv mit der Internetnutzung ihrer Kinder auseinander.

1.4 Weitere Ergebnisse:
  • Lediglich 15% der Eltern haben nach einem belastenden Erlebnis ihres Kindes Konsequenzen für ihr eigenes Verhalten zur Förderung von Internet-Sicherheit gezogen, obwohl fast 30% es für wahrscheinlich halten, dass ihr Kind im nächsten halben Jahr belastende Erfahrungen machen wird.
  • Während drei Viertel der befragten Eltern Software zur Verhinderung von Spam und Viren verwenden, setzt nur weniger als ein Drittel Software für den Kinder- und Jugendschutz ein.
  • Im Gegensatz zu der oft zu hörenden Annahme, dass Eltern kaum über die Internetnutzung ihrer Kinder Bescheid wissen, sind rund zwei Drittel der Kinder der Meinung, dass ihre Eltern in dieser Hinsicht gut informiert sind.
  • Kinder äußern sich meist positiv über das auf die Internetnutzung bezogene Verhalten ihrer Eltern, zwei Drittel empfinden die elterlichen Schutzmaßnahmen als hilfreich. Einige Kinder wünschen sich, dass ihre Eltern mehr Interesse an ihrer Internetnutzung zeigen.
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Inhalt: 
CONTENTS 4
EXECUTIVE'SUMMARY 5
Main!recommendations 5
Recommendations!for!policy!stakeholder!groups10
1. INTRODUCTION  13
1.1. The!policy!agenda 13
1.2. The!policy!context 14
1.3. Cross!country!comparisons 15
1.4. MultiAstakeholder involvement 15
1.5. Main!themes!of!policy!discussion 16
2. USES'AND'ACTIVITIES'ONLINE18
2.1. Changing!patterns!of!use18
2.2. Activities!online 21
2.3. Digital!literacy!and!safety!skills! 22
2.4. Social!networking 23
3. RISK'AND'HARM 26
3.1. What!upsets!children!online 26
3.2. Comparing!risk!and!harm 26
3.3. Parental!awareness!of!risks 28
3.4. Sexual!risks  28
3.5. Online!bullying  30
3.6. Making!new!contacts!online . 30
3.7. Newer!risks  31
3.8. Coping!strategies!and!building!resilience......... 32
4. SOCIAL'MEDIATION 34
4.1. The!practice!of!parental!mediation.  34
4.2. Use!of!parental!controls   35
4.3. How!do!teachers!mediate!children’s!online!risk? 36
4.4. Industry!role!in!promoting!internet!safety 37
5. NATIONAL'POLICIES'AND'CROSS'NATIONAL'
COMPARISONS  39
5.1. CrossAnational!comparisons!and!policy!
recommendations   40
5.2. National!recommendations   42
6. RECOMMENDATIONS'FOR'POLICY'
STAKEHOLDERS  57
ANNEX'1:'THE'NETWORK  60
ANNEX'2:'INTERNATIONAL'ADVISORY'PANEL 60

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