Vorreiter Finnland, Frankreich, Luxemburg und die Niederlande
Im Rahmen ihrer Strategie zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wachstum hat die Europäische Kommission eine Initiative ins Leben gerufen, mit der sie die Anerkennung der außerhalb von Schule und Hochschule erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen fördern will. Mit ihrem Vorschlag verfolgt die Kommission nach eigenem Bekunden das Ziel, die Arbeitsmarktchancen insbesondere von jungen Arbeitslosen und Personen mit wenigen formalen Qualifikationen zu erhöhen, die etwa älteren und gering qualifizierten Arbeitskräften oft fehlen. Ferner will sie den Zugang zur Hochschulbildung vor allem für Studierende im reiferen Alter erleichtern.
Kommissionsvorschlag. Mit dieser Empfehlung drängt die Kommission die Mitgliedstaaten zur Einführung nationaler Systeme zur Validierung der Ergebnisse nichtformalen und informellen Lernens (Definitionen siehe „Hintergrund“) bis zum Jahr 2015. Gibt es solche Systeme, so können Bürgerinnen und Bürger eine vollständige oder teilweise Qualifikation auf der Grundlage von Fähigkeiten und Kompetenzen erlangen, die sie außerhalb des Systems der formalen Bildung erworben haben. Umfassende Systeme für die Validierung der Ergebnisse nichtformalen und informellen Lernens gibt es derzeit nur in Finnland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden.
Der Vorschlag der Kommission geht zurück auf die Initiativen „Eine Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten“ und „Jugend in Bewegung“, die Bestandteil der Strategie Europa 2020 sind. Er ergänzt den Europäischen Qualifikationsrahmen, mit dem die Validierung formaler Bildungsabschlüsse vorangetrieben wird.
Der Vorschlag der Kommission für das neue Programm Erasmus für alle 2014-2020 sieht eine Finanzierung sämtlicher Bildungssektoren vor, also des Schul- und Hochschulbereichs, der Erwachsenen- und der Berufsbildung sowie des nichtformalen und informellen Lernens.
Zeitplan. Der Vorschlag der Kommission wird nunmehr im Rat diskutiert und dürfte am 23. oder 24.November im Rat der Minister für Bildung und Jugend verabschiedet werden.
Nichtformales Lernen. „Nichtformales Lernen“ findet in einer Umgebung des formalen Lernens statt und führt nicht generell zu einer Qualifikation oder einem Befähigungsnachweis. In der Regel geschieht dies in Kursen, Workshops, Konferenzen oder Seminaren. „Informelles Lernen“ findet in den unterschiedlichsten Umfeldern statt, etwa zu Hause, am Arbeitsplatz, in Vereinen oder im täglichen Umgang mit anderen Menschen; gelernt werden u. a. Sprachen, kulturelle Normen oder Umgangsformen.
Modelle. In vier Mitgliedstaaten gibt es derzeit umfassende Systeme zur Validierung der Ergebnisse nichtformalen und informellen Lernens:
In Frankreich ist – außer bei reglementierten Berufen wie Ärzten, Zahnärzten, Tierärzten oder Architekten – eine Validierung der Ergebnisse nichtformalen und informellen Lernens möglich. Wer eine Validierung wünscht, stellt einen entsprechenden Antrag unter Angabe der einzelnen Lernerfahrungen und der erworbenen Fähigkeiten bzw. Kompetenzen. Eine Fachjury, deren Mitglieder von dem zuständigen Ministerium ernannt werden, kann dann eine vollständige oder teilweise Qualifikation gewähren. Ein ähnliches System existiert in Luxemburg.
In den Niederlanden können Personen eine Beschreibung ihrer Erfahrungen entweder an eine anerkannte Stelle schicken, die zur Ausstellung von „Erfahrungsbescheinigungen“ für die Zwecke von Bewerbungen um eine Arbeitsstelle berechtigt ist, oder eine formale Anerkennung durch einen Prüfungsausschuss beantragen. In Finnland ermöglicht das Bildungsrecht die Validierung von Erfahrungen in vielen Bereichen und auf vielen Ebenen des Bildungssystems.
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Validation of non-formal and informal learning
7.9.12
[Letzte Aktualisierung 7.9.12] Das Vorarlberger
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